Samstag, 15. Februar 2014

Ein paar Worte zu...Matthias Matussek

Da wacht man auf, schaltet das Laptop ein und freut sich ein paar Minuten später über die wunderbare, ehrliche, warmherzige Coming-Out-Rede von Ellen Page...und wird dann urplötzlich mitten im Enthusiasmus gebremst von einem erzkonservativen Idioten, der meint, auf die ohnehin schon ziemlich missratene Debatte um Homosexualität in Deutschland noch etwas draufsetzen zu müssen. Matthias Matussek schreibt für die "Welt", ist seiner Biografie zufolge bekennender Katholik - an sich ja erstmal nicht verkehrt - und betitelt seinen Kommentar mit "Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so." 
Nun. Lieber Herr Matussek, an Homophobie ist nichts gut. Homophobie ist Hass. Homophobie ist Ausgrenzung. Homophobie ist tödlich. Sogar konservative Katholiken sollten inzwischen begriffen haben, dass man auf so etwas nicht stolz sein sollte. Dieser Kommentar, angelehnt an die Debatte um Maischberger und gewisse Petitionen gegen die Aufklärung badenwürttembergischer Schüler, ist ein Stück roher Dummheit, wie ich sie selten (zumindest in großen deutschen Zeitungen) gesehen habe.
Sicher darf man sich ärgern, wenn man sich in der Nähe Homosexueller nicht wohl fühlt und dafür gleich als schlimmster Volksfeind verschrien wird - in Deutschland ist die Meinungsfreiheit ja letztlich Grundgesetz, auch für Herrn Matussek. Das dieses "sich nicht wohlfühlen" auf religiös-verwirrter, und letztlich rational wenig begründbarer Ebene stattfindet, lassen wir an dieser Stelle mal außen vor - ich bin müde, immer wieder das "Aber wir sind doch ganz lieb!"-Schild zu schwenken. Was aber gar nicht geht, ist dieses Nicht-Wohlfühlen erklären zu wollen - und dabei ganz tief in den Diskriminierungs-Topf zu greifen.
Laut Herrn Matussek sind homosexuelle Paare "defizitär" und nicht in der Lage, gute Eltern zu sein - schließlich sei uns das binäre System nicht ohne Grund gegeben, Kinder für homosexuelle Paare seien offensichtlich weder von Gott noch der Natur vorgesehen...es folgen noch ein paar weitere verblendete Annahmen und biologischer Determinismus der übelsten Sorte.
Dann können Homosexuelle eben nicht miteinander auf die jahrhundertelang vorherrschende, "natürliche" Art miteinander Kinder bekommen. So what?! Das bedeutet nicht, dass sie minderwertig sind - höchstens von der Gesellschaft benachteiligt. Äußerungen wie die von Herrn Matussek helfen da wenig. Vielleicht will Matussek nicht, dass ihm jedes Mal grob über den Mund gefahren wird, wenn er sich als gläubiger Katholik bedroht fühlt oder etwas nicht für richtig hält, oder was auch immer es ist, was ihn da im tiefsten Inneren stört. Vielleicht gefällt es aber auch den Homosexuellen nicht, immer wieder als minderwertig und naturwidrig bezeichnet zu werden, und nichts dagegen sagen zu dürfen.
Am Ende verklärt Matussek sich zum Märtyrer und verkündet, "nun lasse ich mich gerne steinigen". Ein wenig anmaßend, oder nicht? Es wäre weitaus friedlicher, wenn alle Beteiligten mal ein paar Gänge runterschalten würden, ein wenig mehr auf die Wortwahl achteten, und begreifen würden: Es ist nicht Meinungsfreiheit, wenn man andere herunterputzt, es ist lediglich gefährlich. Es ist Meinungsfreiheit, und noch viel besser: Gleichheit, wenn jeder den anderen sein lässt, wie er ist, und nicht gleich die göttliche Messlatte hervorholt. Steinigen, das ist ja so mittelalterlich.
(Ach was, Herr Matussek wird auch nicht gern als mittelalterlich bezeichnet? Na so was.)

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