Montag, 24. Juni 2013

If ̶m̶̶u̶̶s̶̶i̶̶c̶ theatre be the food of love...

...play on!

Soeben musste ich mir den Vorwurf gefallen lassen, ich sei mit einem Übermaß an Männlichkeit überfordert. Diese mit einem Augenzwinkern vorgetragene Klage bezog sich auf die Tatsache, dass ich schon eine ganze Weile nichts mehr zu Larileins und meiner Online-Soap beitrug (nachzulesen hier und bearbeitet und erweitert auch hier), in der ein niedliches schwules Pärchen endlich zueinander finden soll. Ich antwortete genauso augenzwinkernd, dass ich von dem ganzen aufgestauten Testosteron gänzlich überwältigt sein, und machte mich dann an die Ursachenforschung fürs Nichtschreiben.
Ich musste gar nicht lange suchen. Zunächst war ich einfach faul, und dann, in den letzten Tagen, war es mir schlicht unmöglich zu schreiben. Mit meiner allerbesten Freundin hatte ich mich nämlich zum Shakespeare-Festival in Neuss aufgemacht, um, untergebracht bei meinen lieben Verwandten, uns ganz der Sprache des Barden hinzugeben. Gegeben wurde The Taming of the Shrew (Der Widerspenstigen Zähmung) und Twelfth Night (Was Ihr Wollt), jeweils von der Propeller Company aus London.




Und jetzt kann man natürlich diskutieren, ob mich ein Ausbund an Männlichkeit wirklich überfordert. Ich würde ja behaupten, nein, stimmt nicht, weil die Propeller Company ja eine all-male-company mit gleich 15 testosterongeladenen Schauspielern ist, die ich ganz famos fand und ich sie ja immerhin zweimal sehr genießen konnte. Vielleicht aber auch ja, stimmt, angesichts der doch recht unmännlichen Geräusche und Gefühlsregungen, mit der ich die fantastischen Inszenierungen quittiert habe...
Die Propellers, die wir vor ein paar Jahren schon mal mit The Merchant of Venice gesehen hatten, haben auf jeden Falle alle Arbeit geleistet und sich mit viel Talent, Live-Musik, einem gewissen Hang zum Slapstick und gleichzeitig einer Textliebe und behutsamen Eindringlichkeit nicht nur in unsere Herzen, sondern die des ganzen Neusser Publikums (acht oder mehr Extra-Applaus-Runden!) gespielt. Ganz fabelhaft war das!
The Taming of the Shrew war unglaublich intensiv, da die Propellers die Schraube der häuslichen Gewalt mit aller Kraft angezogen haben, und man im zweiten Teil geradezu Angst vor Petruchio und um Katherine hatte. Das ganze wurde aufgelockert durch ein paar nervöse Hausangestellte und ein paar Pobacken-Blitzer, die zu jedermanns Freude vor allem die ältere Dame rechts von uns in ungeahnte Hochstimmung versetzten. Twelfth Night, das etwas schwach und müde begann, dann aber in eine Glanzleistung nach der anderen mündete, wurde insbesondere von seinen Damen-Darstellern und einer virtuosen Stepeinlage getragen. Gleichzeitig bewies die Company, das zu jeder Komik auch Tragik gehört, und kreierte ein ungemeines Gänsehaut-Feeling, wenn sich die vom Alkohol vernebelten Sir Toby, Andrew und Maria am Haushofmeister Malvolio abreagierten. Da verhinderte nur das bei meiner besten Freundin und mir recht ausgeprägte Theater-Tourette -"Und da war diese eine Szene..." - "Aber was ich ja noch sagen muss..." - "Und das Lied war so toll!" - "Hihi, der Koch war so niedlich...!" - den vor Staunen offen stehenden Mund.
Wir haben beschlossen, nächstes Jahr gleich wieder hinzufahren - koste es, was es wolle, die Propellers spielen nächstes Jahr unser Lieblingsstück Sommernachtstraum - und suhlen uns bis dahin in der Freude, ein paar großartige Tage mit großartigem Theater und großartigen Menschen verbracht zu haben. Das ist nur zu empfehlen. Testosteron wirkt manchmal wirklich Wunder.

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